Der Märchenstil
von Walter Pall
übersetzt von Georg Maurer
Als im Sommer 2013 die internationale Bonsai Akademie bei Sebastijan Sandev stattfand, bemerkten Sebastijan und ich, dass unsere Ideen über die Gestaltung einiger Bäume so weit vom Standard-Bonsai entfernt waren, dass wir es besser als etwas anderes benennen.
Wie das alles entstanden ist:
"Sarah und John verließen am Nachmittag ihr Zuhause, weil ihre Mutter ihnen gesagt hatte, sie könne sie nicht mehr versorgen und würde sie deshalb an reiche Bauern verkaufen, welche sie wie Sklaven halten würden. Also liefen die Kinder Hand in Hand in Richtung des Waldes. Sie liefen tiefer und tiefer in den Wald hinein und wurden ziemlich verängstigt. Es wurde dunkel und der Wald machte es sogar noch dunkler. Die Kinder fühlten sich schutzlos gegenüber all den wilden Tieren und Geistern und den Bösen. Sie wurden sehr müde und schließlich sahen sie in der Ferne einen riesigen Baum. Sie waren eingeschüchtert von der Größe, dem gewaltigen Stamm und den Ästen die so dick waren wie andere Bäume und sich in alle Richtungen bewegten wie ein Oktopus. Sie trauten sich fast nicht näher ranzugehen. Da sie keine Wahl hatten, kamen sie endlich an dem Baum an, welcher sogar noch gewaltiger war, als er zuvor wirkte. Sie krochen über die enormen Wurzeln und fanden einen Spalt im Stamm, der groß genug war, um sie beide zu beherbergen. Dort fühlten sie sich sicher und schliefen ein. Dann, um Mitternacht, wachten sie auf, weil der Baum in einer tiefen, sanften Stimme zu ihnen sprach und sie bat rauszukriechen. Er wollte ihnen den Wald zeigen und sie all den Tieren und den anderen Bäumen vorstellen. Daraufhin wussten Sarah und John, dass sie an einem sicheren Ort sind und liebten den Baum. Von diesem Moment an bedeuteten Bäume etwas ganz besonderes für sie."
Als im Sommer 2013 die internationale Bonsai Akademie bei Sebastijan Sandev stattfand, bemerkten Sebastijan und ich, dass unsere Ideen über die Gestaltung einiger Bäume so weit vom Standard-Bonsai entfernt waren, dass wir es besser als etwas anderes benennen.
Wie das alles entstanden ist:
"Sarah und John verließen am Nachmittag ihr Zuhause, weil ihre Mutter ihnen gesagt hatte, sie könne sie nicht mehr versorgen und würde sie deshalb an reiche Bauern verkaufen, welche sie wie Sklaven halten würden. Also liefen die Kinder Hand in Hand in Richtung des Waldes. Sie liefen tiefer und tiefer in den Wald hinein und wurden ziemlich verängstigt. Es wurde dunkel und der Wald machte es sogar noch dunkler. Die Kinder fühlten sich schutzlos gegenüber all den wilden Tieren und Geistern und den Bösen. Sie wurden sehr müde und schließlich sahen sie in der Ferne einen riesigen Baum. Sie waren eingeschüchtert von der Größe, dem gewaltigen Stamm und den Ästen die so dick waren wie andere Bäume und sich in alle Richtungen bewegten wie ein Oktopus. Sie trauten sich fast nicht näher ranzugehen. Da sie keine Wahl hatten, kamen sie endlich an dem Baum an, welcher sogar noch gewaltiger war, als er zuvor wirkte. Sie krochen über die enormen Wurzeln und fanden einen Spalt im Stamm, der groß genug war, um sie beide zu beherbergen. Dort fühlten sie sich sicher und schliefen ein. Dann, um Mitternacht, wachten sie auf, weil der Baum in einer tiefen, sanften Stimme zu ihnen sprach und sie bat rauszukriechen. Er wollte ihnen den Wald zeigen und sie all den Tieren und den anderen Bäumen vorstellen. Daraufhin wussten Sarah und John, dass sie an einem sicheren Ort sind und liebten den Baum. Von diesem Moment an bedeuteten Bäume etwas ganz besonderes für sie."
Das ist der Baum, den wir zu erschaffen versuchen. Er hat nicht viel
damit zu tun, was Bonsai normalerweise ist, außer, dass er sich in
Behältern, meistens nicht einmal in Schalen, befindet. Er ist gewaltig,
gespenstisch, grotesk und erscheint monströs, obwohl er gleichzeitig
sehr warm und freundlich ist, ein Baum so hässlich, dass er wieder schön
ist. Er weiß nicht, dass er hässlich ist und es ist ihm auch egal. Viel
wichtiger ist Freundschaft und Zuflucht. Es ist ein großzügiger Baum
mit einem sehr weichen Kern in einer sehr harten Schale.
Wie macht man sich nun daran, einen Baum im Märchenstil zu
gestalten? Am allerwichtigsten ist das Material. Im Allgemeinen macht es
keinen Sinn, jede Form und jeden Stil den man sich gerade zur
Gestaltung vorgenommen hat jedem beliebigen Material aufzuzwingen. Der
Baum wird einem erzählen was er werden will. Was man als Bonsai-Material
bekommt ist allgemein nicht geeignet für diese Art von Stil, es ist
eher geeignet um einen Standard-Bonsai zu gestalten. Aber das
"unmögliche" Material, der monströse, gesammelte Baum der so viele
Optionen hat, aber keine wirklich gute, der letzte Hund, sie alle können
gutes Material für den Märchenstil sein. Der große Vorteil dieses Stils
ist, dass ansonsten wertloses Material für besondere Resultate genutzt
werden kann. Das ist aber nicht der wahre Grund um in diesem Stil zu
arbeiten. Einige werde das jedoch behaupten, aber wir sollten sie
ignorieren. Sie würden es sowieso nicht verstehen. Es muss etwas in
diesem chaotischen Baum sein das man sieht, was Sinn ergibt. Jedoch Sinn
auf eine Märchenstil-Weise und nicht auf eine Bonsai-Weise. Es kann ein
monströses Nebari sein, oder sehr merkwürdig wachsende Äste, oder große
Wunden die unheimliche Höhlen sein könnten.
Hier einige Bonsai im Märchenstil:
Was ist der Unterschied zwischen dem Märchenstil und dem
Naturalistischen Stil? Betrachten wir zuerst, was sie gemeinsam haben.
Beide sind sehr kontrovers. Das ist immer gegeben, sobald etwas das
Bonsai-Establishment bedroht. Beide bestehen bereits seit einer langen
Zeit, wenn auch ziemlich unbemerkt. Die Chinesen betreiben den
Naturalistischen Stil und den Märchenstil schon seit einer langen Zeit.
Beide scheinen einfach zu sein, sind aber schwieriger zu meistern als
der sogenannte klassische Bonsai im Neoklassischen Bonsai Stil. Beide
streben danach, einen Baum zu erschaffen und unter keinen Umständen
einen typischen Bonsai. Beide wollen dem Baum eine Seele geben, damit er
sprechen kann. Jetzt die Unterschiede. Während im Naturalistischen Stil
jemand normalerweise versucht etwas Schönes zu erschaffen, ist das
nicht das Ziel beim Märchenstil. Dort versucht man etwas
eindrucksvolles, einzigartiges und dominantes auf eine freundliche Art
zu gestalten.
Dies befindet sich alles noch in den Kinderschuhen und es wird noch
viel mehr Beispiele geben. Dies soll nur die Diskussion ins Rollen
bringen.
Hier noch weitere Bilder von Bäumen in der Nature, die als Vorbilder dienen könnten.