Tuesday, February 5, 2013

Restaurierung eines Fächerahorns - German article

Article written for magazine of Bonsaiclub Germany

Restaurierung eines Fächerahorns
von Walter Pall
walter-pall.de


In jedem Bonsaibuch steht beschrieben, wie man Laubbäume am besten behandelt damit sie möglichst feine Verzweigung erhalten. Alle empfehlen das Pinzieren. Damit ist gemeint, dass gleich nach dem ersten Austrieb die neuen Triebe auf ein oder zwei Knospen zurück geknipst werden und dass Triebe, die nicht passend wachsen, völlig entfernt werden. Damit soll erreicht werden, dass sich keine langen Internodien bilden und dass der Baum dann im zweiten Austrieb aus deutlich kleineren Knospen zart mit kleinen Blättern austreibt. Damit soll über viele Jahre eine tolle Feinverzweigung erreicht werden.

Tatsächlich wird ein Baum durch das sehr frühe Entfernen des meiste Neuwuchses arg geschwächt. Er kann in der Folge nur mehr schwache Hungerknospen bilden, die dann tatsächlich ganz fein austreiben. Dieser zweite Neutrieb wird dann wieder zurück geknipst, was den Baum noch mehr schwächt. Irgend wann wird er dann kümmern.

Nach meinen Beobachtungen handelt es sich hier um eine sehr fragwürdige gärtnerische Maßnahme. Auf diese Weise kann man nur einen ganz fertigen Baum eine Zeit lang so erhalten wie er ist. Irgend wann wird er so geschwächt sein, dass man ihn dann mit kräftigen Trieben wieder aufpäppeln muss. Einen Baum in der Entwicklung zu pinzieren ist ohnehin sinnlos. Wie soll er zulegen, wie soll er ins alte Holz zurück treiben, wenn er keine  Kraft hat. Ich habe jede Menge an Bäumen gesehen, die auf diese Weise über die Jahre herunter gewirtschaftet wurden.

Wie kommt es also zu dieser Fehlinformation? Nun, als vor etwa vier Jahrzehnten die ersten Bonsai von Europäern angeschafft wurden, fragten sie, wie die Bäume zu pflegen seien. Die Antwort war drauf abgestimmt, dass da möglichst nichts falsch gemacht werden konnte. Es wurde davon ausgegangen, dass der Besitzer den Baum in dem Zustand halten wollte, in dem er war. Da wurde das Pinzieren empfohlen, das sinnvoll für Bäume gedacht ist, die 'fertig' sind und ausgestellt werden sowie für die, die verkaufsfertig sein sollten. Kein Mensch dachte damals daran, dass Europäer selbst jemals in der Lage wären, Bonsai zu entwickeln.

In der Entwicklungsphase soll ein Baum deutlich verbessert werden. Der Stamm und die Äste sollen dicker werden, Löcher die durch Abschneiden von Ästen entstanden sind,  sollen geschlossen werden, der Baum soll möglichst viel Verzweigung bilden, so dass man eine reiche Auswahl and brauchbaren Trieben hat. Das Nebari soll sich deutlich verbreitern. In diesem Stadium kommt es nicht auf unmittelbare Schönheit an, sondern auf die zukünftige. Deshalb können Blätter groß sein und der Baum über die längste Zeit unansehnlich wirken. Für all das benötigt der Baum möglichst viel überschüssige Energie, die er nur durch Assimilation aus möglichst vielen Blättern erhält. Das ist die einzige Energiequelle. Wer also zu einem ganz frühen Zeitpunkt genau diese Energiequelle entfernt, der sorgt dafür  dass sich der Baum nicht entwickeln kann. Im schlimmsten Fall verkümmert er sogar.

Nun ist es so, dass wir alle kaum 'fertige' Bonsai haben, sondern Bonsai in eher frühen Entwicklungsstadien weiter bringen wollen. Selbst importierte Bäume, die schon recht gut aussehen, müssen noch entwickelt werden. Deshalb ist es wichtig, über Maßnahmen für die erfolgreiche Weiterentwicklung Bescheid zu wissen.

Ich befolge bereits seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Methode, die so ziemlich das Gegenteil von der normalerweise empfohlenen darstellt. Man kann sich an Hand meiner Galerie eine Vorstellung davon machen, ob diese Methode funktioniert und inwieweit sie etwa schaden könnte, wie viele  meinen. Alle meine Laubbäume, auch die wertvollsten und bekanntesten werden seit Jahren genau so behandelt,  wie ich es hier beschreibe.

Das Beispiel der Restaurierung eines Fächerahorns steht hier für viele. Der Ansatz besteht darin, dass der Baum möglichst wachsen muss um möglichst viele Blätter zu entwickeln, die dann wiederum Energie erzeugen, die in neue Knospen und Wachstum gesteckt wird. Wenn der erste Austrieb im Frühjahr frei wachen darf, dann werden die Zweige ziemlich lang. Sie beginnen etwa nach sechs Wochen zu verholzen. Die zahlreichen Blätter erzeugen sehr viel Energie in Form von Kohlehydraten, die am Ast abwärts wandert, im Ast und in den Stamm eingelagert wird und auch an die Wurzeln gelangt. Das Ergebnis ist, dass die Äste und der Stamm verdickt werden, dass die Oberflächenwurzeln, sprich, das Nebari, ebenfalls verdickt werden und dass die Wurzeln kräftig wachsen können. Gleichzeitig werden sehr viele neue sichtbare und schlafende Knospen gebildet. Das Gesamtsystem des Baumes wird gestärkt, er hat sehr gute Reserven für Rückschläge. Ein radikaler Rückschnitt ist dann so ein Rückschlag.

Etwa sechs bis acht Wochen nach dem Neuaustrieb, also bei uns von Mitte Mai bis Anfang Juni, wird dann mit einer großen Schere kräftig bis auf die vorherige Silhouette zurück geschnitten. Es ist dabei unerheblich, wo genau geschnitten wird und ob Blätter zerschnitten werden. Das soll sogar sein, denn gleichzeitig erfolgt ein teilweiser Blattschnitt, der Licht und Luft in die Krone lässt. Aller Wuchs innerhalb der Silhouette bleibt stehen. Der wird auf diese Weise gekräftigt. Außerdem wird der Baum zu starkem Neuaustrieb gedrängt. Viele schlafende Knospen reagieren auf den Radialrückschnitt mit Austrieb im alten Holz. Der Baum erlebt den Radikalrückschnitt als Trauma und überreagiert, weil er viel gespeicherte Energie mobilisieren kann. Er bildet deutlich mehr Knospen und lässt schlafende Knospen aufwachen. Es ist genau wie nach einem Heckenschnitt. Die Hecke wird immer dichter, wenn man es richtig macht. Überlange Internodien bilden sich in der Regel eher am Ende des Neuaustriebs. Der wird dann regelmäßig abgeschnitten. Also gibt es mit dieser Methode auch nicht die viel zu langen Internodien, wie viele befürchten. Auch die übergroßen Blätter entstehen am Ende und werden ganz entfernt.

Der zweite Austrieb wird dann  bis Anfang August belassen und dann wird wieder radikal geschnitten. Anfang August ist ist in Mitteleuropa ein wichtiger Termin. Bis dahin kann man zurück schneiden und einen baldigen Neuaustrieb erzwingen. Der muss auf jeden Fall verholzen, damit er den Winter überlebt. Dafür benötigt er sechs bis acht Wochen, also bis Anfang Oktober. Danach wächst nichts mehr. Wenn nach Anfang August geschnitten wird, dann kann der Baum große Probleme beim Überwintern durch unausgereifte Äste bekommen.

Ab Anfang Oktober bis kommenden März kann man nun die Krone wieder beschneiden. Der Baum wird in der Ruheperiode auch durch Rückschnitt nicht zum baldigen Austrieb angeregt. Wenn die Blätter ab sind, kann man endlich erkennen, was  man da so über den Sommer produziert hat. Die gesamte Krone ist viel dichter geworden. Es gibt jedoch vieles, was nun bearbeitet werden muss. Viele Stummel sind entstanden, die entfernt werden, ebenso abgestorbene Ästchen oder Astteile. Es gibt so viel Austrieb, dass man sich aussuchen kann, mit welchen Ästchen man weiter arbeiten will. Die restlichen werden gänzlich entfernt. Man hat da ev. ein Luxusproblem und weiß nicht immer, was bleiben soll von den vielen Trieben. Die meisten Ästchen werden auf ein (bei gegenständigen Bäumen wie dem Ahorn) oder zwei (bei wechselständigen Bäumen wie der Hainbuche) Knospen zurück geschnitten. An manchen Stellen will man die Krone erweitern. Da schneidet man dann weniger zurück. Als Ergebnis wird der Baum dann richtig schön aussehen. Nun kann man auch gut erkennen, welche Äste ihre Stellung ändern sollen. Die können gedrahtet werden. Mit Zugdraht kann man da einiges erreichen, aber auch mit der herkömmlichen Drahtung.

Zusätzlich zu dieser Heckenschnitt-Methode kann man in besonderen Fällen Opferäste  zur Entwicklung verwenden. Wo ein Ast oder Stamm gegenüber dem Rest deutlich verdickt werden soll, lässt man während der ganzen Vegetationsperiode einige Triebe frei wachsen. Die können dann durchaus auch einen Meter lang werden. Den Rest des Baumes behandelt man wie sonst beschrieben. Dadurch werden gezielt die Äste und der Stamm sowie das Nebari unterhalb des Opferastes gekräftigt und verdickt. Das ist insbesondere eine Methode, um Äste, die unten liegen und sich wegen der apikalen Dominanz  normalerweise kaum verdicken, zu verbessern. Bei dem gezeigten Baum ist es durch die basale Dominanz genau umgekehrt. Bei dem sind die oberen Äste schwächer und werden gezielt mit Opferästen gestärkt.

Wenn man das mehrere Jahre hintereinander macht, kann man einen Laubbaum deutlich weiter bringen. Der gezeigte Ahorn mag als Beispiel dienen. Wenn er dann 'fertig' ist, kann man auch wieder einmal Pinzieren. Das  insbesondere dann, wenn eine Ausstellung naht. Der Baum wird dann auch eine Zeit lang durchgehend vorzeigbar sein, was ja für die meisten Bonsaifreunde das Ziel ist. Irgend wann jedoch, muss der Baum wieder mit starkem Neuaustrieb gekräftigt werden.


Der Nachteil meiner Methode ist, dass der Baum über viele Jahre nur punktuell vorzeigbar ist. Immer stört irgend etwas den Anblick, seien es viel zu lange Äste, Zugdrähte, oder ein allgemein schlampiger Eindruck. Es wird absichtlich momentane Schönheit geopfert für zukünftige Qualität. Wirkliche Spitzenbäume kann man jedoch nur so erreichen. Wer das alles nicht will, den Preis für Qualität nicht zu zahlen bereit ist, der muss damit leben, dass sich sein Baum nicht wirklich verbessert, dass er sogar schlechter wird. Dafür kann man ihn aber eine ganze Zeit lang in seiner Schönheit betrachten.  Genau das war ja der Rat, den wir vor Jahrzehnten von den japanischen Gärtnern erhalten haben.




Bilder zu "Restaurierung eines Fächerahorns"
von Walter Pall

Bild 1: 2008-05: In diesem Zustand kam der Ahorn in meinem Garten an. Der Vorbesitzer hatte ihn in einer Akadamapampe gehalten und er hat gemeint, den Baum  durch Pinzieren automatisch verbessern zu können. Die Krone ist viel zu breit und zu flach, die Blätter verbergen schlecht strukturierte Äste. Viele Äste sind abgestorben. Das Nebari könnte besser sein. DerAhorn ist zu hoch gepflanzt.



Bild 2:  2008-05: Durch das viel zu dichte Substrat entstanden starke Schäden im oberen Bereich der Krone. Viele kleinblättrige Kultursorten von Acer palmatum sind basal dominant; d.h., dass sie eher unten stark sind und oben leicht aufgeben, also genau umgekehrt wie die meisten Bäume. Das ist wohl die Hinterseite, obwohl das Nebari etwas besser zu sein scheint als auf der Vorderseite.


Bild 3: 2008-05: Die erste Maßnahme war ein kräftiger Rückschnitt. Dabei wird bewusst die Silhouette etwas kleiner gehalten als sie idealerweise sein sollte. So bleibt Raum für Neuzuwachs. Wenn man auf die ideale Silhouette zurück schneidet, dann wird die Krone bald zu groß und muss irgend wann wieder stark zurück genommen werden.



Bild 4: 2008-05:  Gerne hätte ich den Baum gleich von dem verdichteten Akadama befreit. Es war jedoch deutlich zu spät in dem Jahr. Im Herbst wäre es dann noch möglich gewesen, aber ganz so dringend war es nun auch nicht. Jedenfalls wurde das Nebari kräftig heraus gearbeitet. Das war schon eine große Verbesserung. Der Baum steht nicht ideal in der Schale.


Bild 5: 2008-07:  Da diese Sorte eher basal dominant ist, muss die Spitze gekräftigt werden. Dazu lässt man einige ausgewählte Triebe frei wachsen. Der mittlere Baum sollte der größte und dickste sein. Wenn man daran nicht bewusst aktiv arbeitet, entsteht genau das Gegenteil. Er muss besonders gekräftigt werden durch Opferäste, sonst kann er irgend wann sogar eingehen.


Bild 6: 2009-01: Ohne Blätter kann man einen Laubbaum viel besser beurteilen. Nun ist es offensichtlich, dass der mittlere Baum viel dicker und auch etwas höher sein sollte. Der Vorbesitzer ist mit der Feinverzweigung durch Pinzieren über viele Jahre nicht weit gekommen. Der Baum sieht eher schlecht entwickelt aus. Die Schale von Bryan Albright wirkt zu mächtig.



Bild 7: 2009-04: Der Ahorn wurde in eine besser Schale aus Japan umgetopft. Dabei wurde endlich das meiste verdichtete Akadama entfernt. Der Wurzelballen wurde stark verkleinert und aufgelöst. Als Substrat eignen sich viele Stoffe, die auch bei Kälte und viel Feuchtigkeit nicht zerfallen. In dem Fall ist es Bähton mit 15 % grobem Torf. Das bewirkt, dass der Baum immer kräftig gegossen und gedüngt werden kann, ohne dass man Wurzelfäule befürchten muss.




Bild 8: 2009-11: Die Entwicklung ist in zwei Vegetationsperioden bereits gut fortgeschritten. Die Äste sind wesentlich besser verzweigt, der Hauptbaum ist viel kräftiger, das Nebari verbessert sich ebenfalls laufend. Die Krone ist noch immer etwas zu flach. Nun ist die beste Zeit für die Feinregulierung der Krone.

Bild 9: 2009-11:  Die Opferäste in der Krone dürfen nicht all zu dick werden, sonst bilden sich neu unschöne Stellen. Deshalb werden sie ganz entfernt. Mit einer scharfen spitzen Schere wird die Krone sorgfältig bearbeitet. Tote Ästchen und alte Aststummel werden entfernt, die Äste werden meist auf ein oder zwei Knospen zurück geschnitten, solche, die in die falsche Richtung wachsen, müssen ganz fallen..



Bild 10: 2011-03: Zwei Jahre nach Beginn der Restaurierung sieht der Baum schon recht gut aus. Fächerahorne sind sehr angenehme Bäume, die zu jeder Jahreszeit ganz anders, aber immer lieblich wirken. Im Frühjahr ist das ganz besonders der Fall. Die Krone muss trotzdem weiter entwickelt werden. Zufriedenheit bedeutet das Ende der Kunst.


Bild 11: 2010-10: Auch im Herbst kommt der Ahorn sehr gut zur Geltung. Noch ist jedoch nicht die Zeit der Präsentation gekommen. Die Stämme müssen weiterhin korrigiert werden. Mit kräftigen Zugdrähten wurden sie im Sommer in die neue Postion gezwungen. Dabei ist es von Vorteil, etwas zu übertreiben, weil der Baum danach ohnehin wieder leicht zurück springt.



Bild 12: 2010-11: Nach Entfernen der Zugdrähte und sorgfältigem Ausputzen der Krone ist der Ahorn zum ersten mal wirklich vorzeigbar. Freilich hat er immer noch Mängel. Die große Wunde am vordersten Baum stört. Da kann man jedoch nichts machen außer viele Jahre warten. Der mittlere Baum ist nun deutlich der höchste und die Krone ist nicht mehr ganz flach und gleichförmig.


Bild 13: 2011-03: Der liebliche Neuaustrieb könnte glatt dazu verführen, den Baum als 'fertig' zu sehen und sich von nun an bloß mehr am Anblick zu erfreuen. Aber das wäre auf Dauer ein Kompromiss. Der Hauptbaum muss noch kräftig wachsen, die Wunden sollten heilen, das Nebari kann noch viel besser werden. Aber das alles kommt nicht von selbst, wie so viele meinen. Da muss man kräftig dran arbeiten.


Bild 14: 2011-04: Hier sieht man gut, das völlig auf das Pinzieren verzichtet wird. Der Baum darf voll austreiben. Nach ca. 6 Wochen oder später ist der Neuaustrieb dann schon ziemlich lang. Nun wird mit einer Heckenschere die Krone in kurzer Zeit geschnitten. Das ist tatsächlich so wie bei einer Hecke. Es kommt  jetzt nicht auf genauen Schnitt an und es ist auch egal, ob Blätter durchtrennt werden.  Nur das langfristige Ergebnis zählt.


Bild 15: 2011-10: Über den Sommer wurde zwei mal mit der Heckenschere zurück geschnitten; ausgewählte Opferäste durften frei wachsen. Momentane Schönheit wird hingegeben für langfristige Qualität. Das wird noch einige Jahre so gehen müssen. Nur so kann man aus einem durchschnittlichen Baum einen Spitzenbonsai machen.



Bild 16: 2011-10: Mit der Heckenschere wird dann im Herbst die Krone rundum geschnitten einschließlich der Opferäste. So lange die Blätter dran sind, hat es keinen Sinn, ganz genau hin zu sehen, wo und was geschnitten wird. Das wird einige Wochen später dann im kahlen Zustand viel genauer genommen. Dass ist tatsächlich eine kleine Heckenschere.


Bild 17: 2011-10: Das Ergebnis sieht dann gar nicht so schlecht aus. Der Baum wurde aber auf die Winteransicht ausgerichtet. Solange Blätter dran sind, kommt er nicht wirklich gut zur Geltung. Die Krone ist dann ein großer Blätterball. Amateure wollen meistens, dass der Baum im Sommer gut aussieht, Profis bevorzugen meist den Winter. Ein Kompromiss ist nicht immer hilfreich, sondern bedeutet, dass der Baum in jeder Ansicht Schwächen zeigt.


Bild 18: 2011-11: Vier Wochen später werden dann die Blätter abgezupft. Die Krone wird nun fein ausgeschnitten. Man kann inzwischen nur mehr erahnen, wo die Opferäste waren; das verwächst sich gut. Zwei Bäume der Gruppe müssen noch immer in eine bessere Position gezwungen werden. Leider geht das nur mit den hässlichen Zugdrähten.




Bild 19: 2012-04: Dieser Anblick entschädigt für all die Mühe. Die Zugdrähte werden allerdings nur rasch für das Bild entfernt und danach gleich wieder angelegt. Weil der Rest schon fast perfekt ist, fällt beim vordersten Baum das große Loch besonders unangenehm auf. Allerdings wächst es sichtbar zu, seit der Ahorn durch reichlichen Zuwachs viel Kraft tanken konnte. Der Hauptbaum könnte auch noch deutlich kräftiger sein. Das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau.


Bild 20: 2012-12: Im November werden wieder die Blätter abgezupft. Man kann nun gut erkennen, dass einige Äste zu lang sind und einige hässliche Stummel stehen geblieben sind. Mit einer spitzen scharfen Schere wird der Baum rund herum sorgfältig ausgeputzt. Nach einigen Jahren soll man das Gefühl haben, dass die Natur doch der beste Künstler ist und die schönste Krone macht. Die Hand des Menschen wird dann irgend wann unsichtbar, auch wenn er noch so viel getan hat.

Bild 21: 2012-12: Langsam wird das so wie es ein sollte. Die Krone wirkt gut ausgeglichen, die gesamte Gruppe sieht so aus, als wäre sie ganz von selbst so anmutig gewachsen. Das bringt viel Betrachter auf die Idee, das man so etwas durch möglichst wenig Eingriff erreicht. Die bisherige Entwicklung lehrt das Gegenteil: Nur durch kräftige ganz gezielte Eingriffe über viele Jahre entsteht so eine natürlich wirkende Gestalt.


Bild 22: 2013-02: Der Baum wurde in eine Schale von Walter Venne umgesetzt, die ihm sehr gutpasst. Das Ergebnis der bisherigen Entwicklung ist ja nun schon gut vorzeigbar. Aber es ist noch lange nicht das Ende der Entwicklungsarbeit. In fünf Vegetationsperioden hat sich einiges geändert. Die Arbeit geht jedoch so wie bisher weiter. In weiteren fünf  Jahren wird das  noch einmal besser sein. Der Preis dafür ist, dass der Baum über weiteste Zeiträume nicht wirklich vorzeigbar sein wird.